Der Dienst der Schwester


Im November 2018 ist Taissia Shurawlewa aus der Gemeinde „Wiflejemskaja Swesda“ der Stadt Karaganda heimgegangen. Sie war die Frau von Wjatscheslav Shurawlew, Mutter von 5 Kindern und ein treues Vorbild für viele Frauen.
Der vorliegende Artikel (redaktionell gekürzt) wurde von ihr in russischer Sprache in der Zeitschrift „Shisnj Wery“ veröffentlicht.
„Kann man von irgendetwas sagen: „Siehe, das ist neu?“ Längst schon war es in unbekannten Zeiten, die vor uns gewesen sind!“ (Pred. 1,10)

Frauendienst… Es ist nichts Neues oder Unbekanntes. Ihn gab es auch schon zur Zeit des Alten Bundes, als die Frauen weniger Rechte hatten als heutzutage. Der Herr gab damals den Frauen die Möglichkeit, im geistlichen und sozialen Leben des Volkes Israel teilzunehmen. Einige der Frauen belegten sogar hohe Posten. Beispiele dafür sind Mirjam die Dichterin und Prophetin und Debora die Prophetin und Richterin. Im Stammbaum von Jesus sind einige Frauen eingetragen – Tamar, Rahab, Ruth. Auch im neuen Testament sehen wir nicht wenige Frauen, die dem Herrn nachfolgten. Jesus lobt den Glauben der einen Frau aus Matthäus 15,28, Frauen begleiteten Jesus auf seinem Leidensweg und Frauen hatten die Ehre als erste von der Auferstehung Jesu zu erfahren und es den Jüngern weiterzusagen.


Wenn man in die Vergangenheit schaut, dann liest man auch von vielen Frauen und ihrem selbstlosen Dienst. Denkt nur an die Missionarinnen Emy Carmichael, Henrietta Mirs, Gladys Aylwards und Mathilda Wrede, die als „Engel der Gefangenen“ bezeichnet wurde.
Auch unsere russischen Schwestern haben dem Herrn viel gedient. Der Tod des Ehemannes und ihrer beiden Söhne forderten die Fürstin Elisabeth Tschertkow auf, den Trost bei Gott zu suchen. Im Jahr 1874, nachdem sie Jesus in ihr Herz aufgenommen hatte, begann sie ihren Wohltätigkeitsdienst und besuchte die Gefängnisse der Hauptstadt, suchte Sterbende auf, spendete viel für den Druck geistlicher Literatur.
Julia Sasetzkaja, die Tochter des Partisans Denis Davidov, hat die Bücher von John Bunjan „Die Pilgerreise“ und „Der Heilige Krieg“ in die russische Sprache übersetzt. Sie war die erste, die in Sankt-Petersburg eine Herberge für Obdachlose einrichtete und verwaltete, was ihr viel Ärger bereitete. Die Gräfin Elena Schuwalowa, die bis 1900 in Moskau wohnte, betreute eine Gruppe Neubekehrter.
Es gab viele Frauen, die dem Herrn folgten und Ihm mit allem, was ihnen zur Verfügung stand, dienten. Über all diese Frauen können wir unmöglich auf diesen Seiten berichten.


In den heutigen großen Gemeinden sind es die Schwestern, die die große Masse ausmachen; meistens sind es mehr als zwei Drittel. Sie nehmen an verschiedenen Diensten Teil: unterrichten in der Sonntagsschule, singen im Chor, spielen verschiedene Musikinstrumente, tragen Gedichte vor und beten. Einen sehr unauffälligen Dienst verrichten unsere „Martas“.
Im Jahr 1926 fand in Kiew der erste Kongress von Schwestern statt, an dem sich 48 Frauen beteiligten. Es wurden Fragen besprochen, die mit dem Zeugnis von Christus, den Besuch von Kranken, der Versorgung von betagten Mitgliedern der Gemeinde, der Führsorge von Witwen und Waisen und der Hilfe für Bedürftige verbunden waren.
Die Frage der Kindererziehung im christlichen Sinn war immer die Hauptaufgabe einer christlichen Frau. Wieviel Leid mussten christliche Familien in den Jahren der Repression ertragen – man beraubte sie ihrer Kinder, Mütter und Väter wurden verhaftet.
In den Jahren schwerer Verfolgung, als es an Dienern mangelte, waren es die Schwestern, die die Gemeinden und christlichen Gruppen erhalten haben.
Ab dem Jahr 1988 gab es für die Schwestern die Möglichkeit, an Evangelisationen teilzunehmen. Zusammen mit den Brüdern haben die Schwestern an längeren Evangelisationsreisen teilgenommen.
Im Jahr 1990, 54 Jahre nach dem ersten Frauenkongress in Kiew, versammelten sich die Schwestern zur Konferenz unter dem Motto „Rufe mich an, so will Ich dir antworten“ (Jer. 33,3). An der Konferenz nahmen 140 Schwestern aus 80 Gemeinden teil […].
In unserer Gemeinde begann der Dienst unter den Schwestern im Jahr 1994 mit der Frage von jungen Schwestern: „Zu wem können wir uns mit unseren Fragen und Problemen wenden?“ Daraufhin stellten die Brüder einen Schwesternrat auf, der aus fünf Schwestern bestand. Eine Mutter mit neun Kindern, eine Mutter mit vier erwachsenen Kindern, eine Mutter mit sechs kleinen Kindern, eine junge Schwester mit drei Kindern und eine ledige Schwester von ca. 35 Jahren gehörten zu dem Schwesternrat. Der Schwesternrat sollte aus Gemeindemitgliedern bestehen, die eine gewisse geistliche Erfahrung hatten, vom Bruderrat vorgeschlagen und von der Gemeinde bestätigt wurden. Der Schwesternrat konnte sich mit Fragen und Vorschlägen seitens der Frauen an den Bruderrat wenden. Geistliches und familiäres Leben, Eheschließung, Kindererziehung, Beziehung unter Eheleuten, Keuschheit und Dienst standen auf dem Programm. Dabei hielt der Schwesternrat regelmäßig Rücksprache mit den leitenden Brüdern der Gemeinde. Die Arbeit der Schwestern hat sich im Laufe der Jahre bewährt und bestätigt. Viele Fragen der Schwestern wurden dank dem Schwesternrat geregelt.


Im Jahr 2001 beschloss die Leitung der Regionalvereinigung der EChB eine Schwester zu wählen, die die Verantwortung für den Dienst unter Schwestern in der Zentralregion von Kasachstan übernimmt. Als mein Name genannt wurde, lehnte ich sofort ab, weil ich den Willen Gottes darin nicht sofort erkannt habe. Doch es blieb bei der Entscheidung der Brüder und ich musste mich dieser gehorsam fügen. Ich konnte mir meine Pflichten als Verantwortliche schlecht vorstellen, wusste nicht, wo ich beginnen sollte und hatte keine Ziele für die Zukunft bezüglich der Arbeit unter Schwestern.
Ein Jahr verging und ich hatte immer noch nichts gemacht. Anfang des Jahres 2002 teilte man mir mit, dass für den 25 Januar in Saran Besuch erwartet wird. Es sollten Schwestern aus verschiedenen Gemeinden kommen, mit denen ich eine Gemeinschaft durchführen sollte. Über diese Nachricht war ich nicht sehr erfreut. Als ich aber anfing zu beten, wurde mein Herz mit Freude, Friede und Licht erfüllt, sodass ich den Wunsch hatte, abgesehen vom Alter, zu laufen, zu singen und zu dienen. Ich sah in meinem Dienst endlich den Willen Gottes. Wie gut ist es zu wissen, dass dein Dienst vom Herrn gesegnet wird! Ich sagte: „Herr, ich danke dir! Jetzt bin ich bereit zu dienen. Gehe Du voran und zeige Du mir, was ich machen soll“.


Zwölf Schwestern kamen zusammen, die sich untereinander wenig oder gar nicht kannten. Doch wir hatten einen gemeinsamen Wunsch – den Willen des Vaters zu erfüllen – und der Herr segnete diese Gemeinschaft. Gottes unsichtbare Liebe vereinte uns alle und die Zeit gemeinsam verging sehr schnell. Die Schwestern teilten miteinander ihre Freuden und Sorgen und erzählten über ihren Dienst.
Es war angenehm zu hören, wieviel Gutes und nützliches unsere Schwestern leisteten. Eine Schwester erzählte, wie sie zu zweit mit einer Bibliothek auf die Straßen gehen, von Jesus erzählen, Fragen beantworten und Menschen ins Bethaus einladen. Olga Tissen berichtete über die Arbeit im Kinderheim „Preobrashenije“, sowie die Probleme und Nöte, die damit verbunden sind. Sie erzählte über Kinderschicksale, die von Sünde gezeichnet sind und darüber, wieviel Liebe diese Kinder brauchen. Wir hörten auch über die schwierige und dennoch freudige Arbeit in der wohltätigen Kantine „Hoffnung“ (RTI, Saran).
Als Schwester Irina O. über die Arbeit des Bibel- und Gebetskreises in Saran erzählte, waren wir von Schwester Natascha Lomakina sehr berührt. Weil es keine Brüder in der Gemeinde von 15 Personen und ca. 40 Besuchern gibt, leitet sie den Gottesdienst mit Gesang und Predigt. Außerhalb der Gottesdienstzeiten beantwortet sie Fragen, besucht Kranke und tröstet sie. Wir versprachen, ihren Dienst im Gebet zu unterstützen.
Wir hörten noch einige Berichte über die Gemeinden Abaj, Pawlodar, Karaganda und Topar.


In dieser Gemeinschaft wurden wir ermutigt, noch mehr für das Reich Gottes zu tun und Ihm mehr zu dienen.
Später wurde ein Fragebogen zusammengestellt, in dem verschiedene Arten von Diensten für Schwestern aufgeführt wurden. Der sollte den Schwestern helfen, den richtigen Dienst zu finden. Auch heute gibt es Gemeinden, in denen Schwestern […] verschiedenen Pflichten nachgehen, außer Brotbrechen, Taufen und Trauen.
Viele Schwestern nehmen am Gebetsdienst teil, indem sie beständig für Diener, Missionare, Kinder, Jugend und verschiedene Bedürfnisse der Gemeinde beten.
Es ist die letzte Zeit, das Kommen des Herrn ist nahe! Wie wird Er uns vorfinden? Wo dienst du, liebe Schwester, in deiner Gemeinde? Oder weißt du nicht, womit du dich beschäftigen sollst bzw. welche Gabe du hast?
Liebe Schwestern, möge der Herr uns in dieser letzten Zeit segnen und zu lebendigen Steinen machen, die Seine Gemeinde bilden.