Fahrt nach Kasachstan, 1. – 8. November 2019
Waldemar G. Sen., Rudolf K., Johann P. und Heinrich P. machten sich am 31.10.10 auf den Weg nach Schutschinsk, um die Gruppe „Obodrenie“ (zu Deutsch: Ermunterung“) zu unterstützen. Die Gruppe bestand aus einheimischen, körperbehinderten Geschwistern, die Hausbesuche bei kranken und notleidenden Menschen machen und ihnen die Heilsbotschaft von Jesus Christus bringen.
Wie besprochen trafen wir uns am Frankfurter Flughafen mit Isaak Fast, dem Leitenden der Gemeinde in Schutschinsk, um diesen Fastentag mit Gebet zu beenden.
Am nächsten frühen Morgen in Astana gelandet und zum Auto des Bruders Isaak gebracht, fuhren wir nach Schutschinsk. Da wir zu fünft waren, war es etwas eng, aber wir passten alle rein, unsere Koffer sogar auch noch alle dazu. Der Herr hat uns auf dem Weg beschützt, Ihm sei Dank dafür.
Nach dem Mittagessen lernten wir Aklbek und Ainagul kennen, einen gelähmten Bruder und seine Frau, die wir begleiten sollten. Schon seit etlichen Jahren stehen die Beiden mit einem weiteren körperlich behinderten Ehepaar, Sergej und Bibigan, in diesem Dienst.
Nach der Gebetsstunde des selbigen Abends luden uns Aklbek und Ainagul auf eine Tasse Tee ein, um den Ablauf unseres Dienstes für den nächsten Tag, Samstag, zu besprechen. Als dieses kasachische Ehepaar uns von ihrem Weg zum Herrn und dem jetzigen Dienst erzählte, blieben unsere Augen nicht trocken:
Aklbek war im Winter zu Fuß unterwegs und fast erfroren, bevor ihn endlich jemand mit dem Auto mitnahm. Leider gab es im Auto keine andere Möglichkeit, als auf dem tiefgefrorenem Fleisch zu sitzen. Am Ende konnte er nicht mehr gehen und wurde steif. Seine Mutter pflegte ihn so lange sie konnte. Die Ärzte gaben ihn auf. In diesem ausweglosen Zustand schrie er zu Gott und wurde erhört. Danach bemühte er sich, streng nach dem Gesetz des Korans zu leben. Sein jüngerer Bruder wurde durch das Studieren des neuen Testaments gläubig an Jesus Christus, welches er von einem kasachischen Christen bekam. Es ist für einen Moslem nicht einfach, Jesus Christus als den Sohn Gottes anzuerkennen und anzubeten. Im Islam ist die Anbetung Jesu eine Todsünde, die nicht vergeben werden kann. Für andere Muslime ist ein zu Jesus bekehrter Moslem ein Verräter. Als sein Bruder ihm eines Tages sagte, dass er an Jesus Christus, den Sohn Gottes, glaube, wurde Aklbek so wütend, dass er ihn im Namen Allahs verdammte. Der Bruder betete nur: „Herr Jesus, vergib ihm, denn er weiß nicht, was er tut.“
Die Ruhe des Bruders schockierte Aklbek. Er fing an, das Neue Testament zu studieren, um den Bruder von der Wahrheit des Islams zu überzeugen und zurückzuführen, kam aber zu dem gleichen Ergebnis wie auch sein Bruder: Issa al-Massih ist der Sohn Gottes – „Kurbaneit“, das Heilige Opfer.
Als es für die Mutter zu schwer wurde, ihn zu pflegen, betete Aklbek: „Herr Jesus, du siehst unsere Lage, wenn es möglich ist, schenk mir eine gottesfürchtige, körperlich gesunde Ehefrau, die Dich auch von ganzem Herzen liebt, aber nicht mein, sondern Dein Wille geschehe!“
Ainagul war Rektorin in einer Schule. Als ihr Mann bei einem Autounfall ums Leben kam und sie als Witwe mit zwei Mädchen ganz mutlos zurückblieb, führte eine kasachische Christin sie zum Evangelium. Sie bekehrte sich und das wurde für ihr weiteres Berufsleben zum Hindernis. Das Gesetz der Kasachischen Republik garantiert zwar Glaubensfreiheit, aber ihr wurde gesagt, dass sie ihrem Beruf nicht weiter nachgehen dürfe, wenn sie sich nicht vom Christentum absage. Ihr wurde als Kompromiss der Vorschlag unterbreitet, für eine gewisse Zeit die Gottesdienste nicht zu besuchen, bis sie ihre berufliche Zwischenprüfung, welche von Zeit zu Zeit durchgeführt wird, bestünde. Ainagul verließ ihren Beruf und heiratete Aklbek. Sie pflegt ihn, ihre Mädchen nennen ihn Papa. Das Ehepaar dient dem Herrn Jesus Christus.
Das zweite Ehepaar – Sergej und Bibigan – kam mit dem Zug aus einem anderen Ort. Ihr sonst treues, aber altersschwaches Auto hatten sie günstig verkauft und beten nun um ein anderes. Für unseren Dienst hatte Isaak Fast uns seinen privaten VW Bus gegeben. Samstagmorgens, nach dem Frühstück, wechselten die Brüder die Sommerreifen auf Winterreifen. In dieser Nacht hatte der Herr den Erdboden mit einer ca. 15 cm hohen Schneedecke bedeckt.
Der Dienst unter den Menschen, die in einer besonderen Not sind
In fünf Tagen wurden 30 private Häuser besucht. Die Regierung Kasachstans verlangt von der Gemeinde eine Bestätigung, dass die Rollstühle und alle Geräte, die für körperbehinderte Menschen gedacht sind, nicht verkauft werden. Aus diesem Anlass haben die Geschwister das Recht, bei den empfangenden Hilfsbedürftigen Adresse und Telefonnummer zu nehmen. Die notleidenden Menschen und auch ihre Verwandten sind sehr dankbar und nehmen die Geschwister freundlich auf. Etliche Wohnungen befinden sich im zweiten, dritten, oder sogar vierten Stock, man erreicht sie nur über die Treppe, Fahrstühle gibt es keine. Die Geschwister, die diese Menschen besuchen, sind ja selbst körperbehindert. Ainagul trägt ihren Mann auf den Armen hoch, er ist zwar klein, aber auf Dauer wird die Last doch zu schwer.
Aklbek erzählte uns, wie sie einmal vor so einem 4-stöckigen Haus beteten. Plötzlich kamen stark angetrunkene junge Männer dazu und boten ihnen ihre Hilfe an. Er erschrak, die Männer konnten selbst kaum auf den Füßen stehen. Die Geschwister wollten die Hilfe ablehnen, jedoch erfolglos! Die Männer packten den Rollstuhl und stürmten die Treppe hoch. Es war ein Wunder Gottes, das er nicht aus dem Rollstuhl fiel.
Der Dienst der Geschwister ist mit vielen Problemen und Sorgen verbunden. Bitte betet um mehr Arbeiter in diesem Feld.
Von den 30 Besuchen einige Namen und ihre Geschichten:
Ritchkova, Natascha – 11 Jahre alt (körperbehindert), der Vater Wolodja wurde vor kurzem mit Schlaganfall ins Krankenhaus eingeliefert. Betet um ihr Seelenheil. Die Mutter Svetlana hatte sich an diesen Tag bekehrt.
Aphonin, Sergej – ca. 40-50 Jahre alt, nach einem Schlaganfall einseitig gelähmt. Er hat immer wieder gesagt, dass er selbst schuld an seinem Schicksal sei. Während unseres Gesprächs mit Sergej ging Ainagul zu seiner Mutter ins andere Zimmer. Die 77 Jahre alte Anna fand Friede mit Jesus Christus.
Martchenko, Valentin (auch nach einem Schlaganfall) und seine Frau Oksana.
Grelunewitch, Olga; eine alte Frau. Betet bitte für sie, ihre Kinder und ihre Enkel.
Schwemler, Valentina und ihre Söhne Kostja, Askarbek, Wolodja, Sergej. Die Schwiegertochter Aigul bekehrte sich und ist am 4.11.19 heimgegangen. Bitte betet für die Hinterbliebenen.
Serebrjakowa, Ewelina, 7 Jahre alt.
Nedelko, Nikolai, 79 Jahre alt, mit nur einem Fuß. Seine Enkelin Julja ist auch körperbehindert. Die Tochter Sveta ist von zuhause weggelaufen.
Auschew, Jusuph, bewegt sich mit einer Gehhilfe.
Bulgakowa, Nina, 84 Jahre alt, Beckenbruch, fast blind.
Eresjanov, Gjanbirbai, ein Mann ohne Füße. Seine Mutter, eine Schwester im Herrn, ist am 24.10.19 heimgegangen.
Jura, er hat im Winter durch starken Frost Hände und Füße verloren. Seine Frau ist unsere Schwester im Herrn. Sie erinnern sich beide mit Dankbarkeit an Johannes Friesen, welcher in diesem Dorf häufig unterwegs gewesen war. Jura sagte über ihn: „Es war ein heiliger Mann! Sein Wandel ist heilig gewesen. Er ist jetzt zuhause, bei dem Herrn. Ich aber verderbe!“ und weinte. Bitte betet für sein Seelenheil und für das ganze Haus. Seine Ehefrau Chiria hat ein schweres Leben.
Ainagul hat über 100 Adressen auf ihrem Zettel. Wir haben nicht einmal ein Drittel besucht. Das Erntefeld ist groß.
H. P.