Geschichtsseminar 2025

Vom 6. bis zum 8. März 2025 fand in Höningen im Bibelheim „Am Klosterberg“ das diesjährige Geschichtsseminar unter dem Titel „500 Jahre Täufergemeinden: Entstehung – Ausbreitung – Nachwirkung“ statt. Zu Beginn wurden wir damit eingeleitet, dass es auch in der Bibel die Aufforderung gibt, sich mit der Geschichte zu beschäftigen.

„So spricht der HERR: Tretet hin an die Wege und schaut und fragt nach den Pfaden der Vorzeit, welches der gute Weg ist, und wandelt darauf, so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen!“ (Jeremia 6,16)

Doch die Beschäftigung mit der Geschichte ist keine rein intellektuelle Angelegenheit, sondern sollte auch immer mit einer Bewertung des Geschehenen verbunden sein („was der gute Weg ist“). Die christliche Geschichtsforschung fordert demnach auch immer Entscheidungen. Und so haben wir die über 30 Vorträge von mehr als 25 Rednern dazu genutzt, uns mit der Geschichte unserer Glaubensväter zu beschäftigen. Dabei wurden nicht nur biblische und gute Entwicklungen betrachtet, sondern auch Missstände und Verirrungen der Gemeinden im Laufe der Jahrhunderte.

Anlässlich des 500-jährigen Täuferjubiläums lag ein besonderer Schwerpunkt auf der Entstehung der Täufergemeinde in der Schweiz, in der die biblische Gemeinde wiederentdeckt wurde. Im Gegensatz zur damaligen Zeit forderten die Täufer eine Gemeinde der Gläubigen und nicht eine Volkskirche, in der jeder Mitglied war. Zu den Täufergemeinden sollte man nur durch eine Bekenntnistaufe gehören; und so kam es am 21. Januar 1525 nach vielen Jahrhunderten der Säuglingstaufe wieder zu einer Glaubenstaufe in Zürich. Diese Täufergemeinde kann als eine der bedeutendsten Erweckungen in der Kirchengeschichte bezeichnet werden, weil es nicht nur zu einer Korrektur bereits vorhandener kirchlicher Strukturen kam, sondern zu einem vollständigen Bruch, durch den wieder eine neutestamentliche Gemeinde aufgebaut werden konnte.

Die Täufer fordern uns bis heute heraus. Ihre Grundsätze bestanden darin, dass der christliche Glaube mehr als ein bloßes Bekenntnis ist: es ist eine Lebensweise. Weitere Grundsätze der Täufer liegen darin, dass die Gemeinde allein ihrem Haupt Christus untersteht und demnach vom Staat rigoros getrennt sein sollte. Die Täufer sahen die Wehrlosigkeit in Verbindung mit der Feindesliebe nicht als Schwäche an, sondern als Ausdruck vollkommenen Vertrauens zu Gott.

Und so war die Gewaltlosigkeit im Laufe der Zeit ein weiterer Schwerpunkt, der immer wieder in den Vorträgen aufleuchtete. Dabei stand der Glaubensgrundsatz der Wehrlosigkeit durch Kriege, wechselnde politische Regime und allgemeine Wehrpflichten häufig unter Druck. Die Geschichte zeigt, dass an diesem wichtigen Glaubensgrundsatz nicht immer mit aller Entschiedenheit festgehalten wurde. Deswegen wurden wir zum Abschluss des Seminars von Viktor Fast aus Frankenthal dazu ermutigt, uns stärker mit der Wehrlosigkeit auseinanderzusetzen. Man kann nur an dem festhalten, wovon man persönlich aus der Schrift überzeugt ist.
R. P., Bielefeld