Gibt es offene Türen im Krieg?

Bericht auf dem Missionstag Aquila im Oktober 2022
Ihr wisst, dass heutzutage in der Ukraine Krieg ist. Vor dem Krieg hatten wir manchmal unsere Großmutter gefragt: „Erzähl uns mal etwas von dem Krieg.“ Als sie darüber erzählte, saßen wir still und hörten aufmerksam auf jedes Wort. Als ich am 24. Februar über den Beginn des Krieges informiert wurde, war ich einige Minuten wie gelähmt. Ich wusste nicht, was ein Krieg ist. Und dann versammelten wir uns, ich mit meiner Frau und unseren Kindern, um zu beten. Vor dem Gebet erinnerte ich mich an die Bibelstelle, wo geschrieben steht: „Seid dankbar in allen Dingen.“(1. Thess. 5,18a) Ich sagte dies meinen Kindern und wir haben Gott für den Krieg gedankt. Das war schwer, weil wir verstanden, dass unser weiteres Leben nicht so sein würde wie bisher. Wir waren gezwungen, unsere Stadt zu verlassen, weil die Explosionen immer näher kamen.
Ungefähr zwei Wochen vor dem Kriegsbeginn hat sich in unserer Gemeinde etwas Interessantes ereignet. In unserer Gemeinde bekehrte sich ein blinder Mann. Er heißt Stas. Zwei Wochen vor dem Krieg sprach er ein ungewöhnliches Gebet. Er betete: „Herr, sende Arbeiter in deine Ernte.“ Und dann sagte er weiter: „Nein, nein, Herr, treibe deine Arbeiter in die Ernte hinaus.“ Und als der Krieg ausbrach, erinnerte ich mich an dieses Gebet. In Psalm 139,14 steht geschrieben: „Ich danke dir dafür, dass ich erstaunlich und wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke, und meine Seele erkennt das wohl!“ Und in Psalm 92,6 steht: „Herr, wie sind deine Werke so groß; deine Gedanken sind sehr tief!“
Es ist in Wirklichkeit so, dass die Werke Gottes, die heute in der Ukraine geschehen, wunderbar sind. Und meine Seele erkennt das wohl. Vor dem Krieg hatten wir in den Städten und auch in den Dörfern evangelisiert, christliche Literatur verteilt und die Leute zu Gottesdiensten eingeladen. Es gab Fälle, wo die Leute die Geschwister beschimpften. Das war sehr unangenehm und wir wussten nicht immer, wie wir darauf reagieren sollten. Manchmal wollten die Menschen nicht nur hören, sondern sie sagten: „Wir wollen auch sehen, wie ihr lebt.“ Und wir überlegten, wie wir den Menschen zeigen können, wie wir leben. Und heute sehen wir etwas Wunderbares im Werk des Herrn, weil die Leute sehen können, wie wir wirklich leben.
Im Gebiet Charkow haben wir an mehreren Stellen an Versammlungen teilgenommen, zu denen Menschen scharenweise ins Haus Gottes kamen. Sie stellen sich schon etliche Stunden vor der Versammlung in Schlangen an. Früher haben wir ein großes Programm mit einem Orchester aufgestellt und uns sorgfältig vorbereitet, um Menschen das Evangelium weiterzugeben. Heute gibt es nicht immer die Möglichkeit, ein Orchester aufzustellen. Es kommen nur zwei, vielleicht vier Brüder. Und durch einfache Worte werden Menschen vom Geist Gottes berührt, sie kommen nach vorne und tun unter Tränen Buße. In einem Dorf im Charkow Gebiet gibt es ungefähr 300 Bewohner. Wir wurden gebeten, dort eine Evangelisation durchzuführen. In diesen Versammlungen werden auch Lebensmittelpakete verteilt. Von 300 Bewohnern waren 165 dabei. Die Leute hörten aufmerksam zu. Es waren auch etliche Soldaten dabei, die beim Gesang zu Tränen gerührt waren.


Wir haben zuerst nicht verstanden, warum wir Gott für den Krieg danken sollten. Das heutige Thema handelt darum, dass Gott die Türen öffnet. Und heute ist die Tür in der Ukraine weit offen für die Predigt des Evangeliums. In Charkow waren in einer Versammlung etwa 600 Menschen anwesend. Manche nehmen die angebotenen Lebensmittelpakete nicht an und sagen: „Wir sind nicht deswegen hierhergekommen.“ Einmal hat man sogar bekanntgemacht, dass keine Lebensmittelpakete verteilt werden und es kamen ungefähr 250 ungläubige Menschen zur Versammlung.
Als der Krieg ausbrach, hatten wir bewusster wahrgenommen, was in Offenbarung 14,13 geschrieben steht: „Glückselig sind die Toten, die im Herrn sterben […] ihre Werke aber folgen ihnen nach.“ Es sind verschiedene Werke, die wir im Leben tun. Der Apostel Petrus sagt in seinem Brief, dass die Erde und alle Werke auf ihr verbrennen werden. In der Offenbarung heißt es: „Alle werden gerichtet nach ihren Werken.“ Es gibt einige Kategorien von Werken. Es gibt Werke, die verbrennen und es gibt Werke, die brennen nicht und die folgen uns nach. Gott möge auch euch segnen und belohnen für das Werk, das auch von hier aus getan wird. Dank eurem Dienst und eurer Teilnahme verbreitet sich heute das Evangelium in der Ukraine. Die Menschen bekommen Lebensmittel, die für sie sehr wichtig sind, da es kaum Arbeit gibt. Es gibt Möglichkeiten, Lebensmittel zu kaufen, aber die Möglichkeit, Geld zu verdienen, gibt es nicht. Heute kommen die Leute in die Gemeinde, um zu hören und zu sehen, wie Christen leben. Wunderbar sind die Werke unseres Herrn Jesus Christus. Ihm sei die Ehre dafür.
N. G.