Helfen – mit der Gemeinde und durch die Gemeinde

Artikel aus der Zeitschrift „Shisn Wery“ (Жизнь Веры), 4/2014
„So geht nun hin und macht zu Jüngern alle Völker, und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie alles halten, was ich euch befohlen habe“ (Mt. 28,19-20a).
Diese Worte Jesu Christi verstehen wir als einen Befehl an jeden Christen. Doch ist es wichtig zu erkennen, dass dieser Befehl nicht außerhalb der Gemeinde und ohne Beteiligung der Gemeinde ausgeführt werden kann.
Die Gemeinde ist für alle offen: Für jede Familie, für Eltern und für Kinder, für Menschen unterschiedlichen Alters und aus verschiedenen sozialen Schichten, unabhängig von ihrer Herkunft und ihrem Familienstand.
Für die Gemeinde, wie für jedes Gemeindeglied, ist das Wort Gottes die höchste Autorität in allen Lebensfragen. Die Gemeinde erkennt in Jesus Christus den Sohn Gottes und das Haupt der Gemeinde an. Er ist allein würdig, Lob und Anbetung zu empfangen. Durch den Heiligen Geist wird die Gemeinde und jeder Christ gemahnt und geführt. Er erweckt und verändert das Leben der Christen und der Gemeinde; durch ihn stehen wir in Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn. Diese Gemeinschaft „nach oben“ führt uns zur Gemeinschaft miteinander – zur Gemeinde.
Diese Gemeinde ist dazu berufen, das Evangelium allen Menschen zu verkünden – angefangen in der nahen Umgebung bis an das Ende der Erde. Diese Botschaft soll zu den Ungläubigen hinausgetragen werden, damit sie die Errettung und Wiederherstellung finden.
Die Gemeinde hat den Auftrag, Gläubige zu lehren und zu ermutigen, als Jünger Jesu Christi mit Wort und Tat als gutes Vorbild zu leben. So können sie dann andere dazu bewegen, die Erkenntnis Gottes und Vollkommenheit in Christus anzustreben.


Praktische Wege des Wirkens
der Gemeinde


Die Gemeinde zeigt ihrem Umfeld Christus, unteranderem dadurch, dass sie in verschiedenen Bereichen der Gesellschaft Nächstenliebe übt.
Geleitet vom Heiligen Geist wirkt die Gemeinde:

  • durch die Verbreitung und Predigt des Evangeliums;
  • durch Unterweisung und Schulung zum Dienst;
  • durch Fürsorge für andere Menschen;
  • durch Mission und Verpflanzen der Gemeinden an neue Orte;
  • durch Gebet und Fürbitte.


Um die gute Nachricht und das Wort Gottes zu verbreiten, nutzt die Gemeinde verschiedene zugängliche Mittel. Sie ist ein Ort, wo jedes Mitglied Teil der Familie ist und aktiv am Leben der Gemeinde teilnimmt, indem jeder seine Gaben und Fähigkeiten im Dienst füreinander und für die gesamte Gesellschaft gebraucht und weiterentwickelt.
Die Gemeinde dient und hilft Menschen unterschiedlichen Alters, indem sie folgenden Arbeitsbereichen besondere Aufmerksamkeit widmet:

  • Erziehung und Belehrung der Kinder;
  • Aktive Jungschar- und Jugendarbeit;
  • Stärkung der Familie;
  • Dienst an Alleinstehenden, Verwitweten und auch Geschiedenen;
  • Unterstützung der Senioren.


Wir können viel über den Dienst der Gemeinde reden und nachdenken, doch wenn wir diesen Dienst nicht beginnen, wird alles beim Alten bleiben.
Für den Dienst ist die Motivation wichtig. Es gibt nichts Gefährlicheres für die Gemeinde, als gleichgültige und unmotivierte Menschen. Alle guten Pläne und Strategien werden auf dem Papier bleiben, wenn die Verantwortlichen es nicht schaffen, die Mitarbeiter auf ein Ziel auszurichten und sie von einer Aufgabe zu überzeugen.
Das ganze Leben des Gläubigen, alle Lebensbereiche werden vom Christus erneuert und vervollständigt. So wirkt Er unter den Gläubigen als „Dienender“ weiter.
Durch die verschiedenen Dienste wird die Gemeinde gefüllt mit Menschen, die wiederum in den Dienst treten. Und hier muss folgendes Leitwort deutlich werden: „Mit der Gemeinde, durch die Gemeinde, für die Gemeinde“.
Der Dienst einer Gemeinde muss mindestens an zwei Stellen geschehen: An der geistlichen Verkündigung und an der Hilfstätigkeit in der sozialen Umgebung. Die Hilfstätigkeit muss einerseits mit Christus und seiner Lehre übereinstimmen, und andrerseits der lokalen Realität, den Nöten der Menschen und den Möglichkeiten der Gemeinde entsprechen.

Mit der Gemeinde

Allein ist es unmöglich den Dienst zu verrichten: „Denn wir sind Gottes Mitarbeiter“ (1.Kor. 3,9). Diese Mitarbeit geschieht nicht durch Einzelgänger, sondern indem Glieder des Leibes Christi einander entsprechende Handreichungen geben. (Eph. 4,16). Das betrifft zunächst die Unterstützung im Gebet, der dann sonstige geistliche und auch materielle Hilfeleistungen folgen. Die Gemeinde ist die Erbin Christi und führt seinen Missionsauftrag weiter aus. So wirkt sie als ein Leib mit Christus als Haupt.
Die Grundlage für Wohltätigkeit ist, dass jeder Gläubige mit hoher Motivation mitarbeitet und kreativ die von Christus geschenkten Gaben und Talente entfalten. In unserer Zeit ist es jedoch auch wichtig, die soziale Not in unserer Gesellschaft organisiert anzugehen, was nur schwer von Einzelpersonen und durch gelegentliche humanitäre Taten geschehen kann. So ist es unabdingbar, dass die Gemeinde jeden Christen dazu ermutigt, Nächstenliebe zu üben.

Hilfsdienst an Bedürftigen soll zu Christus führen


Der soziale Dienst geht aus einem mit Liebe und Barmherzigkeit erfülltem Herzen hervor. Keine gut organisierte Anstalt mit guter Leitungsstruktur und Dokumentation, ausgestattet mit neuester Technik und ausreichenden finanziellen Mitteln kann die Prinzipien der Barmherzigkeit erfüllen, wenn sie nicht von liebevollen, barmherzigen und mitfühlenden Menschen getragen wird, die bereit sind, ihre Liebe zu teilen.
Echte Barmherzigkeit kommt aus der Verbindung mit Gott, der die Quelle und der Vollbringer jeder Barmherzigkeit ist. Der Dienst der Barmherzigkeit wird von Seiner Gnade bewegt und ist auf Gottes Liebe gebaut. Deshalb ist das zentrale Mittel, die Liebe Gottes anderen Menschen weiterzugeben, die ständige Verbindung mit Ihm.
Um die Not von Bedürftigen zu verstehen, um uns zu „freuen mit den Fröhlichen und zu weinen mit den Weinenden“ (Röm. 12,15), müssen wir es lernen, eine Solidarität zwischen Hilfeleistenden und Notleidenden herzustellen. Man darf nicht zulassen, dass eine Seite Macht über die andere ausübt. Nur in gegenseitigem Verständnis kann erreicht werden, dass die Liebe Gottes im Segen weitergegeben wird.
„Nicht, damit andere Erleichterung haben, ihr aber Bedrängnis, sondern des Ausgleichs wegen: In der jetzigen Zeit soll euer Überfluss ihrem Mangel abhelfen, damit auch ihr Überfluss eurem Mangel abhilft, sodass ein Ausgleich stattfindet“ (2.Kor. 8,13-14). „Das aber [bedenkt]: Wer kärglich sät, der wird auch kärglich ernten; und wer im Segen sät, der wird auch im Segen ernten. Jeder, wie er es sich im Herzen vornimmt; nicht widerwillig oder gezwungen, denn einen fröhlichen Geber hat Gott lieb! Gott aber ist mächtig, euch jede Gnade im Überfluss zu spenden, sodass ihr in allem allezeit alle Genüge habt und überreich seid zu jedem guten Werk“ (2.Kor. 9,6-8).


Durch die Gemeinde


Das wichtigste Ziel der sozialen Dienste der Gemeinde ist die Festigung im Bewusstsein der Gesellschaft, dass der Mensch eine Würde hat, weil er nach dem Bild Gottes erschaffen wurde. Gemeinden haben in der Regel viel Erfahrung mit sozialen Diensten, die nicht nur als Wohltätigkeit der Reichen an den Armen verstanden werden, sondern als Beitrag dazu, das Bild Gottes im Menschen wiederherzustellen und ihn von der Macht der Finsternis zu befreien. Gemäß der Heiligen Schrift ist der soziale Dienst darauf gerichtet, Menschen den Weg zur Erkenntnis Gottes und zur Errettung zu öffnen. Da der Mensch die unmittelbare Gemeinschaft mit dem Schöpfer durch die Sünde verloren hat, ist er darauf angewiesen, dass Gott sich ihm offenbart. Dies geschieht unter anderem durch Menschen, die Ihm in der Nächstenliebe dienen. Die Erkenntnis Gottes und die Errettung des Menschen sind in der Heiligen Schrift eng miteinander verbunden. Somit hat auch der soziale Dienst den offenbarenden und rettenden Charakter zur Folge. Damit ist keineswegs gemeint, dass die Errettung durch Werke geschieht. Vielmehr zeugt der soziale Dienst einer Gemeinde von ihrem Glauben. Bedürftige zu sättigen, zu kleiden und zu besuchen, ist etwas, was wir für den Herrn getan haben (vgl. Mt. 25). In diesem Sinne soll jede Begegnung eines Christen mit einem bedürftigen Menschen eine Begegnung mit Gott sein.

In der Gemeinde wird Gott durch verschiedene Dienste verherrlicht


Der soziale Dienst der Gemeinde ist das Sichtbarwerden des unsichtbaren Gottes im Dienst Seiner Gemeinde. Dieses Zeugnis offenbart das Bild des liebenden Herrn durch konkrete Erweisung von Barmherzigkeit. Die barmherzige Tat darf nicht als Werbung missbraucht werden. Gerade heute im Zeitalter der modernen Technologien ist uns der Einfluss von Medien bewusst. Doch dürfen wir niemals die Not anderer dazu nutzen, unser Image zu verbessern. Genauso wenig ist der soziale Dienst ein Instrument, um Menschen zu unserem Glauben zu locken. Solche Mittel sind der Gemeinde fremd und erniedrigen die Würde des Menschen.

Für die Gemeinde


„Und der Herr sprach zu dem Knecht: Geh hinaus an die Landstraßen und Zäune und nötige sie hereinzukommen, damit mein Haus voll werde!“ (Lk. 14,23).
Der Dienst an anderen Menschen sollte die Gemeinde vereinigen. Indem sie Menschen in ihrer Not dient, bemüht sich die Gemeinde, das eigene Leben in Ordnung zu bringen. Die Linderung sozialer Nöte erfordert nicht selten umfangreiche materielle und finanzielle Mittel. Somit entsteht die Notwendigkeit, die Kräfte vieler Menschen zu bündeln, um geistliche, humanitäre, soziale, rechtliche und andere Hilfe zu erweisen.
Die Gemeinde übt soziale Dienste ausgerichtet auf christliche Eschatologie aus. Sie ist in der Beurteilung der Entwicklungen in der Welt weder übertrieben optimistisch noch zu pessimistisch. Ihr ist bewusst, dass sie nicht alle Probleme und Nöte lösen kann, doch sie wirkt heute in hoffnungsvoller Erwartung der Zeit, wenn Barmherzigkeit, Liebe und Gerechtigkeit in vollem Maße im Himmelreich offenbar werden.
Die Heilige Schrift zeichnet uns ein breites Wirkungsfeld für soziale Dienste auf. Dazu gehört, Hungrigen zu essen und Durstigen Wasser zu geben, Entblößte zu kleiden, Fremden Gastfreundschaft zu erweisen und Kranke und Gefangene zu besuchen (vgl. Mt. 25). Die Bibel ruft uns dazu auf, uns um Witwen (vgl. Apg. 6,1) und Waisen (vgl. Jak. 1,27) zu kümmern, zu Sündern zu gehen, diejenigen zu unterweisen, die wenig Erkenntnis haben, Zweifelnden Rat zu geben, Ungerechtigkeit zu ertragen, denjenigen zu vergeben, die uns beleidigen und für Freunde und Feinde zu beten (vgl. Mt. 5).

An sozialer Arbeit kann die ganze Gemeinde teilnehmen, wie z.B. in einem Kinderheim

Dies ist keine vollständige Aufzählung der Aufgaben, vor denen die Gemeinde steht; man könnte hier noch viele andere gesellschaftliche Notfälle aufzählen, zu deren Linderung Christen einen Beitrag leisten können. Doch stellt sich jedem von uns die Frage: Wer bin ich? Bin ich ein Einzelkämpfer oder ein Diener mit der Gemeinde? Wird die Gemeinde durch meinen Dienst gefüllt? Oder stelle ich mich selbst in den Vordergrund?
Wird Gott durch meinen Dienst geehrt?
A. P., (von der Redaktion bearbeitet)