Der Glaube des Missionars

Predigt von Peter Isaak (Slawgorod) auf dem Missionstag 2018 in Hüllhorst
„Zuletzt von allen ist er auch von mir als einer unzeitigen Geburt gesehen worden. Denn ich bin der geringste unter den Aposteln, der ich nicht Wert bin, dass ich ein Apostel heiße, weil ich die Gemeinde Gottes verfolgt habe. Aber durch Gottes Gnade bin ich was ich bin. Und seine Gnade an mir ist nicht vergeblich gewesen, sondern ich habe viel mehr gearbeitet als sie alle. Nicht aber ich, sondern Gottes Gnade, die mit mir ist. Es sei nun ich oder jene, so predigen wir und so habt ihr geglaubt.“
1. Korinther 15,8-11

Vor fünf Jahren stand ich auf den Bergen, wo sich früher die Stadt Hierapolis befand. Ich sah ein Stück von dieser alten Welt, der der Apostel Paulus ein Zeugnis abgelegt hat, und kam in Berührung mit der Stärke der Kultur und mit der Unehrenhaftigkeit der Menschen dieser Zeit. Ich war zutiefst beeindruckt und versuchte meine Frau telefonisch zu erreichen. Meine Stimme bebte bei dem Gespräch. Wie soll ich meinen Glauben heute ausleben, wenn uns Leid und Not herausfordern?
Was ist Glaube?
Der Glaube ist die Antwort auf die Initiative Gottes, auf Seinen Ruf. Gleichzeitig ist er auch das Werk Gottes, das Er in uns vollzieht. Kürzlich sprach ich mit einem Mann, der aus der Gemeinde ausgeschlossen wurde. Er sagte zu mir: „Ich weiß nicht, was Glaube ist und ob ich je gläubig war. Wie bei vielen Kindern gläubiger Eltern geschah auch in meinem Leben vieles automatisch.“ Gebet, Versammlungsbesuch, Gemeindeleben, Bekehrung und auch Taufe können manchmal getan werden, ohne dass dies eine bewusste Antwort auf das Wirken Gottes und eine echte Hingabe ist.
Ein Mann, der Missionar werden wollte, sagte mir einmal, er bräuchte eine Gitarre und einen Verstärker. Ich fragte ihn, wofür er das bräuchte. Sein Wunsch war es, auf der Straße Lieder zu singen und damit die Menschen zu evangelisieren. Auf die Frage, wer denn dann mit den Menschen arbeiten würde, hatte er keine Antwort mehr. Ich verstand später, dass er auch nicht beabsichtigt hatte, tatsächlich zu arbeiten. In Sibirien ist diese Art der Mission fatal. Wir müssen uns daran erinnern, dass wir Nachkommen von Zeugen sind, die ihr Zeugnis vom Glauben auf eine andere Art ablegten. Für ihren Glauben starben sie massenweise in Sibirien und im hohen Norden.
Wie kommt man zu so einem Glauben?
Er entsteht in Folge des Rufes Gottes und Gottes Arbeit an uns. Bei der Speisung der Fünftausend dankte Jesus für die zwei Fische und die fünf Brote und brach sie, sodass Tausende von Menschen gesättigt wurden. Die Brote und die Fische gingen durch die Hände Jesu, der sie aufteilte und vorbereitete. Genauso soll auch unser Leben durch Gottes Hände gehen. Sind wir die Gefäße, die Gott geformt hat? Erlauben wir Ihm, uns zu bearbeiten, oder suchen wir leichtere Wege, die komfortabler sind?
Paulus sagte im 3. Vers dieses Kapitels Folgendes: „Denn als erstes habe ich euch weitergegeben, was ich auch empfangen habe.“ In Apostelgeschichte 20 sagt er, dass „ich nur mit Freuden den Dienst vollbringe, den ich von dem Herrn aufgenommen habe.“ Solch ein Glaube bildet sich durch Leiden. In Epheser 6,18-20 steht: „Betet allezeit mit Bitten und Flehen im Geist und wacht dazu mit aller Beharrlichkeit im Gebet für alle Heiligen und für mich, dass mir das Wort gegeben werde, wenn ich meinen Mund auftue, freimütig das Geheimnis des Evangeliums zu verkündigen, dessen Bote ich bin in Ketten, dass ich mit Freimut davon rede, wie ich es muss.“ Paulus hatte verstanden, dass er in der Kraft dessen arbeitet, der ihn berufen hat.
Wie äußert sich dieser Glaube im Leben?
So ein Leben ist auf ein einziges Ziel gerichtet. Paulus sagt, dass „ich auf nichts mehr schaue, um nur meinen Dienst zu vollbringen.“
Der Glaube bringt den Missionar dahin, dass das Zeugnis zum Hauptziel seines Lebens wird. Dadurch wird er dazu bereit, auf alle Privilegien und Rechte zu verzichten, bereit, sein Leben für das Evangelium hinzugeben. Paulus sagt: „Ich schätze mein Leben nicht wert. Für Jesus habe ich alles geleugnet. Ich will nicht nur leiden, sondern ich bin bereit zu sterben.“ Dann sagt er: „Ich sterbe täglich.“ (1. Korinther 15,31)
In 2. Korinther 4,13 lesen wir: „Weil wir aber denselben Geist des Glaubens haben, wie geschrieben steht: ‚ich glaube, darum rede ich,‘ so glauben wir auch, darum reden wir auch.“ Und weiter sagt er: „Denn wir wissen, dass der, der den Herrn Jesus auferweckt hat, wird uns auch auferwecken mit Jesus und wird uns vor sich stellen, samt euch.“ Ab Vers 11: „Denn wir, die wir Leben, werden immerdar in den Tod gegeben, um Jesu willen, damit auch das Leben Jesu offenbar werde, an unserem sterblichen Fleisch.“ Ignatius von Antiochien, der Bischof von Antiochien, wurde Anfang des 2. Jahrhunderts gefesselt nach Rom gebracht. Er schrieb: „Wenn ich zermalmt werde von den Zähnen der wilden Tiere, will ich zum richtigen Brot werden.“ Er bat, dass man für ihn keine Fürbitte einlegt. Dieser Glaube bildet in uns eine zunehmende Liebe zu dem Herrn und zu den Sündern.
Für Paulus war es eine „große Traurigkeit und unablässiger Schmerz“ (Römer 9,1-3), wenn er an seine Volksgenossen dachte, die sich gegen das Evangelium stellten. Er sagt: „Ich bin ein Schuldner der Juden und der Nichtjuden.“ Jeremia 20,8–9 macht es sehr deutlich: „Denn so oft ich rede, muss ich schreien. Frevel und Gewalt muss ich rufen. Denn das Wort ist mir zu Hohn und Spott geworden täglich. Da dachte ich, ich will nicht mehr an ihn denken und nicht mehr in seinem Namen predigen. Aber es ward in meinem Herzen wie ein brennendes Feuer in meinen Gebeinen verschlossen, dass ich es nicht mehr ertragen konnte. Ich wäre schier vergangen.“ Das ist das Los eines Missionars. Solch ein Leben verherrlicht den Herrn. In Galater 1,22–23 lesen wir: „Ich war aber unbekannt von Angesicht den christlichen Gemeinden in Judäa. Die hatten nur gehört, der uns früher verfolgte, der predigt jetzt den Glauben, den er früher zu zerstören suchte und priesen Gott um meinetwillen.“ Das Leben eines Missionars verherrlicht Gott. Als wir mit einigen Brüdern nach Tarsus fuhren fragte einer von ihnen: „Wo ist denn das Denkmal von Paulus?“ Da antwortete ich: „Solchen Menschen werden keine Denkmäler gestellt. Ihr Ruhm ist bei Gott. Mit ihrem Leben haben sie Gott verherrlicht“. Amen.