Bericht auf dem Missionstag Aquila im Oktober 2022
„Als ich aber nach Troas kam, um das Evangelium von Christus zu verkündigen, und mir eine Tür geöffnet war im Herrn, hatte ich gleichwohl keine Ruhe in meinem Geist, weil ich meinen Bruder Titus nicht fand“
(2. Korinther 2,12-13)
In den vergangenen Jahren haben wir im Dienst in Russland immer wieder die Hand des Herrn gesehen. Aber es steht geschrieben, dass auch der Feind seine Hand ausstreckt. So kam ein neues Gesetz über die missionarische Tätigkeit heraus, wodurch es für die Christen schwerer wurde, von Jesus Zeugnis weiterzugeben.
Aber der Herr gibt trotzdem seinen Segen. Vor sechs Jahren wurde in unserem Land ein Fest zum 140. Jubiläum der russischen Bibelübersetzung gefeiert. Und da haben die Geschwister aus Prokopjewsk sich entschieden, ein neues Projekt der Evangelisation zu starten, welches „Exkursion in das Museum der Bibel“ heißen sollte. Das Museum war auf Rädern und die Geschwister fuhren damit in die Städte, die dieses Museum eingeladen hatten. In diesem Museum gab es über 200 verschiedene Exponate und sogar ein Druckapparat der Geheimdruckerei war dabei. Wir dachten: „Wie wird die Regierung darauf schauen? Denn das Gesetz ist in Kraft getreten.“ Aber der Herr hat besonderen Sieg gegeben: Dieses Museum hat keinen Widerstand gehabt. Die einheimische Gemeinde organisierte jeweils in größeren Räumen, z. B. in Kulturhäusern die Ausstellung und die Leute konnten bis zu 50 Minuten durch das Museum gehen und sich mit den verschiedensten Geschichten der Bibel bekannt machen. Und in den vier Tagen, in denen das Museum in einer Stadt war, waren bis zu 600 Besucher da, die sich mit der Bibel und mit der Geschichte der Bibel vertraut machten. In diesen sechs Jahren ist das Museum 52 Mal in verschiedene Städte ausgefahren. Nach so einer Vorführung wurde den Anwesenden angeboten, ein Evangelium oder eine Kinderbibel zu bekommen. Man kann sich vorstellen, welch eine große Freude es war, wenn die Kinder „Entdecke die Bibel“ bekommen haben.
In unserer Zeit gibt es nicht wenig Unruhe. Paulus schreibt, dass die Tür offen ist, aber er hat nicht die Ruhe im Herzen. Und diese Unruhe lähmt heute in unserer Zeit. Das war die Pandemie und jetzt die militärischen Handlungen. Eine Schwester hat Tag und Nacht geweint, als der Erlass der Mobilisation herauskam. Der Geist hatte keine Ruhe. In den Gemeinden erleben wir es immer wieder, dass die Tür offen war, es aber eine Unruhe im Herzen gab.
Aber auch diese Möglichkeiten werden vor Ort genutzt. Die Brüder werden in die militärischen Rekrutierungsstellen vorgeladen. Sie werden sehr früh, also um vier oder fünf Uhr morgens, dorthin eingeladen. Sie gehen mit Evangelien dorthin und verteilen sie. Und dann sehen sie diese Männer, die einberufen werden, und die Verabschiedung mit den Angehörigen unter Tränen – ein bewegendes Bild. Unsere Glaubensbrüder bieten diesen Menschen Evangelien an. Wenn die Brüder erfahren, dass an den Sammelstellen schon volle Busse stehen, dann steigen sie mit Erlaubnis in diese Busse ein. Diese Männer wissen, wohin sie geschickt werden und nehmen mit Tränen die Evangelien. Unser Gebet ist, dass der Herr uns stärken möge.
W. L.