Johannes Friesen 12.9.1968 -16.12.2018
Prediger, Missionar und unser Missionstag-Redner
Johannes Friesen wurde am 12. September 1968 in Obaly, Nordkasachstan, geboren. In dieses kasachische Dorf waren viele Russlandmennoniten im Herbst 1941 aus dem Kaukasus deportiert worden. Wie in manchen anderen Dörfern des Rayons, begann hier in der Zurückgezogenheit schon in den 1940ern eine Erweckung.
Viele der Deportierten zogen allmählich nach Schutschinsk, das Zentrum des Rayons. Erst spät, als Johannes schon elf Jahre alt war, zogen auch seine Familie nach Schutschinsk. Hier gab es seit 1949 eine Gemeinde, die in den 1970–80ern eine Blütezeit erlebte und stark wuchs. In den einfachen Versammlungen dieser bedrängten Gemeinde erreichte des HERRN Wort auch Johannes und mit 15 Jahren bekehrte er sich. Nach seiner Rückkehr aus dem Armeedienst (1986–88) ging er in bewusster Hingabe an den HERRN 1989 in die Taufe.
In den Jahren 1989–90 wanderte die große Mehrheit der Gemeindeglieder aus, und so zog auch die Familie Friesen nach Deutschland, um sich in Fulda niederzulassen. Als Mitglied der Christlichen Brüdergemeinde Fulda arbeitete er in der Jugend mit und wurde zur Predigt herangezogen.
1992 heiratete er Theresa Bergmann, die ihn in der Vorbereitung für den zukünftigen Dienst unterstützte und später mit ihm dann die Dienstwege teilte. Zuerst war es das Predigerseminar der Mennoniten-Brüdergemeinden (1992–1995). Danach folgte 1996 bis 1998 ein Studium an der Hochschule für Mission in Korntal.
Die Gemeinde in Fulda berief ihn 1998 zum Dienst am Wort. Darauf folgte am 2. Februar die Aussendung zum Missionsdienst nach Schutschinsk. So kehrten Johannes und Theresa im Februar 1999 wieder in ihren ehemaligen Heimatort zurück. In der Gemeinde war vieles anders geworden: Neue, zumeist neubekehrte Mitglieder, eine andere Dienststruktur und andere Herausforderungen. Als Missionar fand Johannes schnell seine Arbeitsschwerpunkte. Das Predigen, Lehren und Unterrichten, die Seelsorge, Bauprojekte—das alles forderte den ganzen Mann und auch die ganze Frau. Die Hingabe des Predigers und das Verständnis für die verschiedenen Situationen und Bedürfnisse konnte der HERR segnen. Ausgedehnte Reisen durch die Weiten Kasachstans, um auch an anderen Orten zu dienen, machten ihn bekannt und beliebt.
Nach zwölf Jahren im Missionsdienst wurde er von der aussendenden Gemeinde zurückgerufen, um ihm in Fulda Leitungsdienste anzuvertrauen. Dieser Schritt fiel ihm nicht leicht, doch im März 2012 kehrten Johannes und Theresa mit ihrem Sohn John zurück. Die neue Aufgabe war nicht leicht, und nach zwei Jahren dieses Dienstes musste Johannes aufgeben. Er sah es so, dass andere Brüder es weitermachen sollten. Nach einer Zeit der Dienstübergabe zog er im November 2014 nach Frankenthal und schloss sich hier der Mennoniten-Brüdergemeinde an.
Mit Leidenschaft setzte er hier seinen Predigtdienst und Besuchsdienst auf den Missionsfeldern fort. Sein Rat und sein Eingreifen wurden von anderen Missionaren sehr geschätzt, und seine Predigten gingen durchs Herz.
Am 12. März 2017 feierten Johannes und Theresa zu ihrer Silberhochzeit mit der Gemeinde ein Dankfest. In der Vorahnung schwerer Wege baten sie die Gäste, sie mit verstärktem Gebet zu begleiten. Am 20. März musste bei Johannes ein Hirntumor entfernt werden. Zehn Tage später hielt er auf dem jährlichen Geschichteseminar einen tiefgehenden Vortrag „Neuer Wein in alten Schläuchen. Die hermeneutischen Ursachen der Fehler der Reformatoren.“ Im November musste erneut ein Hirntumor entfernt werden, ebenso im April 2018.
Seine letzte große Reise führte ihn im Januar 2018 nach Kanada. Er führte viele Gespräche, auch telefonisch, in denen er auf die Hauptsache zu sprechen kam und auf inniger Weise Menschen zur ernsten Übergabe an den HERRN mahnte.
Im September war es klar, dass der Kampf gegen den Krebs keinen Erfolg mehr haben konnte. Johannes lehnte weitere Eingriffe ab und ging bewusst seinem Abscheiden entgegen. Getrost sprach er darüber und wünschte sich die Begegnung mit seinem HERRN herbei. Am 16. Dezember 2018 war es soweit.
Wir hätten ihn noch gerne als Mitdiener und Mitstreiter gehabt. Gott hat ihn abgerufen und er bleibt uns als ein Bruder, der uns in die Vollendung vorausgegangen ist.