Verabschiedung von Familie Tissen im Kinderheim

„Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; die größte aber von diesen ist die Liebe.“ (1. Korinther 13,13)
Das Wort Gottes setzt die Liebe nicht mit Vernunft, Weisheit, Logik, Intuition oder irgendetwas Irdischem in Beziehung. Nur die Grundlagen des christlichen Lebens, wie Glaube und Hoffnung, haben das Recht, mit ihr verglichen zu werden. „… die größte aber von diesen ist die Liebe“, heißt es in der Schrift. Da stellt sich uns die Frage: „Wer kann sich mit der Quelle der Liebe – dem himmlischen Vater – vergleichen?“ Bei der Beantwortung dieser Frage können wir nur die engsten und liebsten Menschen nennen – die Eltern. Aber auch hier bleibt der Schöpfer die Hauptquelle. „Kann auch eine Frau ihr Kindlein vergessen, dass sie sich nicht erbarmt über ihren leiblichen Sohn? Selbst wenn sie ihn vergessen sollte – ich will dich nicht vergessen!“ (Jesaja 49,15). Der Prophet Jesaja geht nicht von der Liebe eines irdischen Vaters aus, sondern spricht von der Liebe einer Mutter, einer Liebe, die seit jeher bereit ist, sich für denjenigen zu opfern, den sie unter ihrem Herzen trug. Aber auch wenn die Mutter es vergessen hat, ist Gottes Liebe unveränderlich, unerschütterlich und ewig.
Solche Liebe motivierte unseren lieben Bruder Franz und Schwester Olga Tissen, die mit dem Segen und der Unterstützung der Gemeinde das Waisenhaus „Preobrashenije“ in Saranj im Jahr 1998 eröffneten. Dies war keine spontane Entscheidung. Die Familie Tissen hatte einen kleinen Jungen verloren, den Gott wenige Tage nach seiner Geburt zu sich nahm. Einige Jahre später legte Gott den Wunsch in ihre Herzen, nicht nur Eltern eines Adoptivsohnes oder einer Adoptivtochter zu werden, die den verlorenen Sohn ersetzen, sondern einer ganzen Familie – der Familie des Waisenhauses.
Und Gott segnete … 10 Jahre lang war Schwester Olga die Leiterin des Waisenhauses. Später gab sie den Dienst weiter, aber sie bleibt eine Mutter für die Kinder und Schulabgänger. Sie betete, liebte, freute sich über die Erfolge, litt mit bei Misserfolgen und wünschte die Rettung eines jeden, der auch nur für eine kurze Zeit im Kinderheim war. Bruder Franz ist ein liebevoller Vater, der nicht aufhört, sich um die Bedürfnisse der großen Familie zu kümmern. Sein offenes Herz und seine Bereitschaft, bei den Problemen des Hauses zu helfen, haben mich immer wieder erstaunt. Trotz des vollen Terminkalenders, der Tageszeit und des Wetters löste er die täglichen Probleme. Seine Fürbitte für die Kinder im Waisenhaus ist sehr wertvoll. In dieser Hinsicht ist er ein lebendiges Beispiel der Gesinnung Christi. „Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen“ (Matthäus 12,20), so spricht Gottes Wort von Christus. Wir kennen unseren Bruder Franz als geduldig und liebevoll gegenüber seinen Schülern, Ehemaligen und Mitarbeitern.
„Darum, meine geliebten Brüder, seid fest, unerschütterlich, nehmt immer zu in dem Werk des Herrn, weil ihr wisst, dass eure Arbeit nicht vergeblich ist im Herrn!“ (1. Korinther 15,58).
Seit dem Bestehen des Waisenhauses sind 236 Kinder durch das Haus gegangen. Bekanntlich handelt es sich um Kinder mit einem schweren Schicksal und einer Vergangenheit voller Kummer, Schmerz und Tränen, die aber durch Gottes Hilfe mit der Liebe Christi in Berührung kommen konnten. Es ist für uns ein Wunder, dass im Laufe der Jahre 52 Kinder die Taufe empfangen haben. Von ihnen sind nicht alle in der Gemeinde geblieben, aber es ist ein Anliegen, für das wir gemeinsam beten. Derzeit leben 30 Kinder in dem Heim und werden dort erzogen. Vier von ihnen – ein Mädchen und drei Jungen – bereiten sich darauf vor, in diesem Sommer getauft zu werden.
Unsere Abgänger haben außerdem 47 Ehepaare gebildet, von denen viele bereits eigene Kinder haben. Es ist für uns sehr wertvoll, die Bereitschaft zu sehen, das eigene Kind in der Gemeinde zu segnen. Das tun sogar viele von denen, die selten die Versammlungen besuchen.
Jetzt ist die Zeit gekommen, sich von der Familie Tissen zu verabschieden, aber nur territorial, geographisch, nicht seelisch und schon gar nicht geistlich. Unsere Lieben ziehen dauerhaft nach Deutschland. Aus diesem Anlass fand im Waisenhaus eine Abschiedsfeier statt. Es ist schwer, die Atmosphäre dieser Stunden zu beschreiben: viele Tränen, viele gemeinsame Gebete und Bekehrungen … Gott war nahe. Es gab Zeugnisse von ehemaligen Kindern, Mitarbeitern und Freunden und viele warme Worte für Bruder Franz und Schwester Olga.
Die Hauptbotschaft der Redner war das Zeugnis der offenkundigen Liebe und Unterstützung durch unsere lieben Brüder und Schwestern. Schwester Olga erzählte von den Erfahrungen, die ihr Herz vor der Eröffnung des Waisenhauses erfüllten, sprach von den Segnungen, die sie in den Jahren ihres aktiven Dienstes erfahren hat, und bezeugte die ständige Gebetsunterstützung, die sie bis zum heutigen Tag für alle leistet. Bruder Franz erzählte von dem Wunder, das Gott vollbracht hat, und wie der Herr die Herzen von Menschen aus der ganzen Welt zur Unterstützung dieses Dienstes bewegt hat. Es ist schon erstaunlich, dass viele Spender noch nie in Kasachstan waren, aber Gott ermutigt Seine Kinder überall auf der Welt, sich um Waisenkinder zu kümmern. „Eine reine und makellose Frömmigkeit vor Gott, dem Vater, ist es, Waisen und Witwen in ihrer Bedrängnis zu besuchen und sich von der Welt unbefleckt zu bewahren“ (Jakobus 1,27).
G. A., Leiter des Waisenhauses „Preobrashenije“